Ein Überblick über regulatorische Komplexität, operative Herausforderungen und technologische Lösungsansätze
Die Umsetzung der globalen Mindestbesteuerung (Pillar II) ist eines der ehrgeizigsten steuerpolitischen Projekte der letzten Jahrzehnte. Was mit den OECD Model Rules als konzeptionelle Vorlage begann, hat sich inzwischen zu einem komplexen, länderspezifisch ausgestalteten Regelwerk entwickelt - mit gravierenden Auswirkungen auf multinationale Unternehmensgruppen.
Vom globalen Rahmen zur nationalen Vielfalt
Seit der Einführung der OECD Model Rules sind mehr als zwei Jahre vergangen. Inzwischen haben zahlreiche Staaten - darunter auch Deutschland - die globalen Vorgaben in nationales Recht überführt. Doch selbst innerhalb der EU weichen die Umsetzungsansätze teils deutlich voneinander ab. Während Länder wie Österreich oder die Niederlande pragmatische Übergangsregelungen pflegen, hinken andere Staaten - etwa Polen - noch deutlich hinterher.
Hinzu kommt ein oft unterschätzter Komplexitätsfaktor: nationale Ergänzungssteuern, sogenannte (Qualified) Domestic Minimum Top-up Taxes (Q[D]MTTs), die eine eigenständige Bewertung und Berechnung innerhalb des Pillar-II-Rahmens erforderlich machen. Für Konzerne bedeutet das: Die Einhaltung der Vorgaben erfordert länderübergreifende Detailkenntnis - nicht nur zu OECD-Regularien, sondern auch zu landesspezifischen Steuersystemen und Rechnungslegungsnormen.
Safe Harbour nur bei qualifizierter Ergänzungssteuer
Ein kritischer Punkt ist die Anwendung von Safe-Harbour-Regeln. Nur wenn eine nationale Ergänzungssteuer als „qualifiziert“ im Sinne der OECD eingestuft wird, können Unternehmen vereinfachte Verfahren nutzen. Das macht es erforderlich, jede nationale Regelung im Detail zu prüfen und zu dokumentieren - eine Aufgabe, die oft spezialisierte IT-Systeme oder zusätzliche Ressourcen verlangt
Reporting: Daten, Daten, Daten
Die Einführung von Pillar II ist nicht nur ein regulatorisches Thema - sie ist vor allem eine datengetriebene Herausforderung. Für eine ordnungsgemäße Berechnung des effektiven Steuerdrucks müssen konzernweit Datenquellen harmonisiert, Buchungssysteme angepasst und Prozesse neu aufgesetzt werden. Besonders kritisch sind:
- Trennung und Qualifikation von Dividendenerträgen
- Beteiligungshistorien mit zeitlicher und quantitativer Aufschlüsselung
- sprachen- und systemübergreifende Buchungslogiken bei ERP-Systemen
- Währungsumrechnungen bei zentralen (Top-Side-) Buchungen
- Zuordnung und Umbewertung latenter Steuerpositionen
Das alles erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch klare Prozesse zwischen lokaler Steuerfunktion, Group Tax, Accounting und ggf. externen Beratern.
Neue Anforderungen durch BEG IV
Mit dem Bürokratieentlastungsgesetz IV (BEG IV) hat der deutsche Gesetzgeber 2024 zusätzliche Anforderungen eingeführt. Die Verrechnungspreisdokumentation umfasst nun verpflichtend eine Transaktionsmatrix. Diese muss binnen 30 Tagen nach Bekanntgabe der Prüfungsanordnung - ohne gesonderte Aufforderung - vorgelegt werden. Bei Nichtvorlage drohen Zuschläge von bis zu 5.000 Euro. Die übrigen Aufzeichnungen (z. B. Local Files) können nachgefordert werden, müssen aber ebenso innerhalb von 30 Tagen geliefert werden.
Ohne Technologie keine Compliance
Die zunehmende Komplexität lässt sich ohne technologische Unterstützung kaum noch beherrschen. Tools wie die „EY GloBE Engine“ helfen Unternehmen dabei, weltweit gültige Regeln zu monitoren, Berechnungen automatisiert durchzuführen und Reporting-Verpflichtungen fristgerecht zu erfüllen. Besonders hervorzuheben sind:
- Flexible Datenintegration (API, Upload, Fragebögen)
- Automatisierte Prüfmechanismen zur Sicherung der Datenqualität
- Regelbasierte Lokalisierung für alle länderspezifischen Anforderungen
- Visualisierung & Dashboards zur Ergebnisanalyse und Compliance-Steuerung
Die GloBE Engine zeigt exemplarisch, wie moderne Technologie dabei hilft, regulatorische Vorgaben nicht nur umzusetzen, sondern auch zu steuern - inklusive Rückstellungsberechnungen und Simulationen.
Fazit: Global denken, lokal umsetzen - mit Struktur und System
Die Umsetzung der globalen Mindestbesteuerung verlangt weit mehr als nur steuerliches Fachwissen. Sie erfordert ein funktionierendes Zusammenspiel aus Governance, Prozessen und Technologie - über Länder- und Systemgrenzen hinweg. Wer hier frühzeitig investiert, kann nicht nur Risiken vermeiden, sondern auch Ressourcen effizient einsetzen und operative Exzellenz demonstrieren.
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